Doch vor dem Genuss der antiken Stätten stand bei der 18-stündigen Anreise mit einem komfortablen Reisebus aus Michelbach zunächst die Überwindung des schier ewigen Verkehrs, der die Straßen der italienischen Hauptstadt in besonderer Weise prägt. Schon am ersten Abend lernten die Schüler schnell, dass Verkehrsregeln in jedem Land anders interpretiert werden und in Rom allenfalls als grobe Empfehlungen ausgelegt werden, so dass man sich den Weg über die Straße als Fußgänger oft regelrecht erkämpfen muss.
Belohnt wurden die Teilnehmer durch die überwältigende Kunst, die einem praktisch überall begegnet. Kunstlehrerin Elisa Gerth hatte bei der Auswahl der Tagesziele einen besonderen Schwerpunkt auf Werke von Gian Lorenzo Bernini gesetzt, dessen Skulpturen Abiturthema im Fach Kunst sein werden. Bernini hatte in Rom seine unverkennbare Wirkungsstätte. So läuft man in der Stadt an zahlreichen Gebäuden und Brunnen von ihm vorbei, wie z.B. dem Tritonbrunnen am Piazza Barberini und dem weltberühmten Vierströmebrunnen auf dem Piazza Navona; auch der Petersplatz wurde von Bernini entworfen. Seine berühmtesten Skulpturen finden sich allerdings in der Galleria Borghese, die einst zu den wertvollsten privaten Kunstsammlungen der Welt zählte – auch Goethe besichtigte sie und schrieb in einem Brief darüber. Nun, 238 Jahre später, sahen die Michelbacher dort Berninis Skulpturen, wie „Der Raub der Persephone“ oder „Apollo und Daphne“. Für die Schüler des Kunstleistungskurses war es eine einmalige Erfahrung, die Figuren, die vielleicht im Frühjahr im Abi drankommen, live erleben, bestaunen und umwandern zu dürfen. Überraschender Weise hatten viele sich die Skulpturen gar nicht „so klein“ vorgestellt, obwohl sie im Original immerhin schon lebensgroß sind.
Bei Führungen durch das antike Rom, besuchte die Gruppe unter anderem das Forum Romanum und das Kolosseum. Als besonders kurzweilig erwies sich das Leonardo Da Vinci Museum: Es ist ein „Mitmach-Museum“, in dem Exponate, d.h. Maschinen, die möglichst originalgetreu nach Da Vincis Skizzen gebaut wurden, ausprobiert werden dürfen, z.B. eine mobile Brücke. Das Universalgenie beschäftigte sich unter anderem mit dem Fliegen, der Optik, der Wasserbewegung und mit Kriegsmaschinen. Natürlich war ein Teil der Ausstellung auch seinen diversen anderen Interessen gewidmet, wie Malerei, Bildhauerei, Architektur, Mathematik und Anatomie.
Ein weiteres Highlight war eine sehr lebhafte und unterhaltsam gestaltete Führung durch die Katakomben von Domitilla, die von einem Geistlichen aus der Diözese München-Freising durchgeführt wurde. Gleich zu Beginn gelang es ihm mit einem trockenen: „Es wurde noch kein Verschwundener wieder entdeckt“, die jugendlichen Besucher zu einer dicht geschlossenen Gruppe ohne trödelnde Nachhut zusammenzuschweißen, denn niemand wollte ausprobieren, wie es ist, sich in den 17 km langen Galerien zu verlaufen. Für den erweiterten Gruselfaktor sorgten echte menschliche Gebeine in einem eigentlich abgesperrten Bereich, der mit Handytaschenlampen erkundet wurde. Christliche Symbole, Inschriften und Malereien waren immer noch allgegenwärtig in den per Hand in den Tuffstein gehauenen Begräbnisstätten. Selbstverständlich stand an einem weiteren Tag auch der Vatikan mit seinen Museen, dem Petersdom und der Sixtinischen Kapelle auf dem Programm.
Erholung von dem umfangreichen Bildungsangebot bot neben der Entdeckung des besten Tiramisu Ladens von Rom („oder sogar ganz Italiens…“), inklusive beeindruckender Warteschlange, ein Ausflug zum idyllisch gelegenen Strand von Santa Severa, wo sich einige Unerschrockene noch in das kalte Wasser trauten, während der größere Teil der Gruppe La Dolce Vita in einem Strandcafé genoss, um festzustellen, „dass der Cappucchino in Italien einfach besser schmeckt“. Beeindruckend war am Ende auch der Effekt eines Generalstreiks im ÖPNV, der nicht nur die eine oder andere spontane Planänderung erforderlich machte, sondern auch die Abreise aus der ewigen Stadt zu einer kleinen Ewigkeit werden ließ.