Die musikalischen und künstlerischen Unterstufen-Workshops des ESZM hatten sich in den letzten drei Monaten akribisch und mit viel Einsatz auf ihr Konzert vorbereitet ‒ inklusive einer mehrtägigen Musikausfahrt, welche die Kinder, ihre Mentoren aus der Mittelstufe und ihre Lehrkräfte mit viel Schweiß und Mühe beim Proben aber auch mit reichlich Spaß in Hohebuch verbrachten. Mit ihrer beschwingten Mischung aus Tradition, Pop und Kinderliedern gelang es dem musikalischen Nachwuchs der Klassen fünf, sechs und sieben sowie den Sonnhofschülern das Publikum in der Westheimer Martinskirche mit ihrer "Weihnachtskiste" in festliche Vorfreude zu versetzen.
Es ist der zweite Advent und Familie Maier bereitet sich auf die Weihnachtzeit vor. Die Familie verbringt den Tag gemeinsam. Zwei Kinder, zwei Teenager und die Tante, die zu Besuch ist, sitzen beisammen. Während Vater und Mutter die Dekoration herbeischaffen, fangen die Diskussionen an. Wie feiert man Weihnachten eigentlich richtig? Jung trifft auf alt. Tradition auf Digitalisierung. Eine "Kiste" voller verschiedener Vorstellungen, Werte und Musikgeschmäcker. So weit die Rahmenhandlung des Adventkonzerts der Unterstufe des ESZMs in der Westheimer Martinskirche.
Kann das gut gehen? Es kann. Zwar streikt die Technik und oben auf der Empore dieses eindrucksvollen Kirchengebäudes aus dem 19. Jahrhundert sind leider von den liebevollen Texten, die die Kinder fehlerfrei und ohne zu stocken beim Theaterspielen in die Mikrophone sprechen, oft nur Satzfetzen zu verstehen, das tut aber der allgemeinen Weihnachtsstimmung keinen Abbruch. Wer nur einen Platz auf den hinteren Rängen ergattert hat, sieht im Sitzen nichts und muss aufstehen, um den Kindern beim Singen und Musizieren zuzuschauen. Manche bitten darum, nach vorne rücken zu dürfen: Kein Problem, lässt ein Besucher wissen. Er habe bald vor sich Französisch zu empfehlen, also vor, sich schon bald heimlich davonzustehlen. Das Konzert dauert eine Stunde, die französische Empfehlung bleibt aus, das Publikum auf der Empore steht durchgängig, und will am Ende gar nicht so recht nach Hause gehen. "Zugabe" rufen einige ‒ und diese wird dann dem begeisterten Publikum auch spontan mit allen Ensembles gemeinsam geboten, aber irgendwann ist dann doch Schluss.
Unter der Leitung der Musikfachschaft des ESZMs haben sich die Kinder mit Unterstützung der Unterstufenorchester und der Brass Kids enthusiastisch in Weihnachtsstimmung gesungen. Traditionelle Lieder wie "Macht hoch die Tür" vermischen sich mit schon seit Kindertagen Bekanntem wie Rolf Zukowskis "In der Weihnachtsbäckerei". Natürlich darf auch der Weinachts-Hit "All I want for Christmas is you" nicht fehlen. Im Publikum summt es munter mit.
Absolutes Highlight ist Stefan Pleß' "Du bist der Weihnachtsmann"-Rap. Realschullehrerin Lena Gronbach hat die Leitung und ganz offensichtlich selbst Freude an den Bewegungen, die den Song begleiten. Der Fünftklässler-Chor singt aus vollem Hals und irgendwo auch jemand nicht ganz tonsicher, aber dafür ordentlich laut. Stört nicht weiter, denn der Weihnachtsbaum strahlt mit den Kindergesichtern um die Wette. Nicht zuletzt die Sonnenhofklasse lässt sich in ihren Pausen, während die anderen auf der Bühne sind, kaum mehr auf den Bänken halten. Zu groß ist die Aufregung, aber auch die Begeisterung für den eigenen Auftritt.
Den spirituellen Geist der Weihnacht erleben Sänger, Musiker und Publikum, als der Chor das traditionelle Zulu-Lied "Uyingcwele Baba ‒ You are holy my Lord" anstimmt. In seinem Ursprungsland Südafrika dient es als Einstimmung auf sakrale Handlungen im Gottesdienst. Wer den Schülern des ESZMs in Westheim zugehört hat, weiß warum. Als Lehrerin Heide Rauch in einem kurzen Solo die Oberstimme übernimmt, wischen sich einige im Publikum verstohlen die Tränchen aus den Augen.
"Advent", was heißt das eigentlich, fragt ein Kind jener Familie Maier, die die Rahmenhandlung bildet, und setzt hinzu: "Das schau' ich gleich auf ChatGPT nach... Ah, das ist Latein und heißt Ankunft, ach, was..." Ja, was soll's, die Wortbedeutung des lateinischen Wortes hat nun angesichts der Weihnachtsfreude der Unterstufenmusiker des ESZMs wirklich keine Worterklärung mehr nötig. Die künstliche Intelligenz könnte ja doch nicht verstehen, was dieses Konzert besonders macht. Am Ende bedankt sich Schulleiter Ralph Gruber bei den jungen Musikern: "Ihr habt uns heute gezeigt, wie Weihnachten wirklich geht."