Einblicke in die französische Kultur: Lyoner gibt‘s nicht in Lyon...

Fünfzehn Schülerinnen und Schüler der Kursstufe des Evangelischen Schulzentrums Michelbach besuchten während ihrer Studienfahrt zusammen mit den Französischlehrerinnen Sylvia Kestin und Antje Kraft die im Süden Frankreichs gelegene Stadt Lyon, um die französische Kultur aus eigener Anschauung kennenzulernen und das pulsierende Leben einer französischen Großstadt zu erleben. Natürlich ging es für die meisten Teilnehmer auch darum, ihr Französisch zu erproben, aber man konnte sogar ohne jegliche Französischkenntnisse dabei sein. Schon die Anreise erfolgte ganz im Stil der modernen französischen Lebensart, „gelassen und entspannt“, wie eine Schülerin bemerkte, im komfortablen Hochgeschwindigkeitszug TGV, der die am Zusammenfluss von Rhône und Saône gelegene, drittgrößte Stadt Frankreichs mit dem badischen Karlsruhe in weniger als sechs Stunden verbindet.

Von der Metropolregion, in der insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen leben und die den meisten lediglich wegen eines örtlichen Profifußballvereins oder vielleicht noch als Sitz von Interpol bekannt sein dürfte, zeigten sich die angehenden Abiturienten sehr angetan: „Lyon ist krass underrated, Lyon ist cool, angenehm, schön, nicht so ein Umhau-Ding, das einen stresst“, so die Schüler in ihrem Fazit nach einer Woche Aufenthalt. Außerdem sind „die Leute so süß und nett in Lyon“. Und ja, wenn man vom Land kommt, dann sind die im 2-Minuten-Takt fahrenden Metros, Trams und Busse beeindruckend. Egal wo man hin will, eine Bahn steht immer schon da. In den Worten der Schüler heißt das: „Chilliger Nahverkehr“. Auch mit der Unterkunft waren alle sehr zufrieden: nette, saubere Zimmer, auch hier freundliches, hilfsbereites Personal, leckeres, besonderes Frühstück (rote Bohnen, Couscoussalat, Crêpes, Rösti, Pains au chocolat und natürlich Croissants und vieles mehr).

Gleich am ersten Tag erklomm die Gruppe mit der Seilbahn, der funiculaire, bequem den Hügel Fourvière, wurde aber dort an Michael Endes „unendliche Geschichte“ und ihre grauen Löcher erinnert, weil Lyon, das ihr zu Füßen lag, leider im Nebel verschwand. Das tat der auf den Höhen startenden Stadtführung aber keinen Abbruch, die Gelegenheit gab, die Kathedrale, Lugdunum, das alte Lyon, den Dom und die Stadtgeschichte kennenzulernen. Dort, wo keine Nahverkehrsmittel fahren, gibt es in Lyon andere, interessante Schleichwege, die sogenannten Traboules, Verbindungswege durch private Hausflure, Treppenhäuser und Höfe, die teilweise ganze Stadtviertel durchziehen. Das sparte und spart Raum und Zeit.

Die Kontraste könnten größer nicht sein: Oben auf dem Hügel der Fourvière stehen die Überreste der uns allen von Asterix bekannten Stadt Lugdunum, unten, dort wo Rhône und Saône zusammenfließen, ein moderner Glaspalast, das Musée des Confluences, das mit seinen anthropologischen und ethnologischen Sammlungen die neuesten Entwicklungen im Bereich dieser Wissenschaften darstellen und die Entwicklung und Grundfragen der menschlichen Gesellschaften in Zeit und Raum verständlich machen möchte. Die moderne Ausstellungsgestaltung kam bei den Schülern sehr gut an, „einfach cool!“

Im Anschluss stürzten sich die Einen in die Welt des Shoppings im modernen Vorzeigeviertel Confluence, wo soziales nachhaltiges Wohnen im Entstehen ist, erprobten das mühsam erlernte Französisch, die Anderen erklommen über unzählige Stufen den Hügel Croix Rousse, das ehemalige Seidenweberviertel, auf der Suche nach Streetart und Kunsthandwerk: „Die Architektur war interessant, tolle Häuser, viele Fotomotive.“

Ein anderer Tag stand eher im Zeichen der Illusion und Fantasie. Erst ging es in das Maison Gadagne, ein Renaissancegebäude, das schon aufgrund seiner Architektur und Geschichte interessant ist, aber auch ein Marionettenmuseum beherbergt und dazu einlädt, diese auszuprobieren und zum Leben zu erwecken. Nachmittags staunten die Teilnehmer im Musée de l’illusion über manch optischen Trick und übten sich in Fassadenkletterei.

Und was war sonst noch? «E-Roller fahren auf eigene Gefahr» ‒ dass Verkehrsregeln in anderen Kulturen anders ausgelegt werden als bei uns, war eine besondere Erfahrung. Dringend zu erwähnen ist auch der Besuch eines Bouchon, eines traditionellen Lyoner Restaurants, in dem alle gemütlich und eng beisammensaßen («bouchon» eben – ein Korken) und Lyoner Spezialitäten als 3-Gänge-Menü kosteten. Dabei wurde auch ein bislang gut gehütetes Geheimnis gelüftet, lernten die Schüler doch, dass die in Süddeutschland weit verbreitete Lyoner Wurst in Lyon gar nicht existiert! Stattdessen handelt es sich bei der Spezialität Saucisson de Lyon, von der Kenner wissen, dass sie bereits von Asterix und Obelix auf ihrer Tour de France aus Lugdunum, Verzeihung ‒ Lyon, mitgenommen wurde, um eine Salami...

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